New Yorks Attorney General tritt zurück

  08 Mai 2018    Gelesen: 1951
New Yorks Attorney General tritt zurück

Er soll seine Partnerinnen geschlagen, gewürgt und bedroht haben: Vier Frauen haben schwere Vorwürfe gegen den Generalstaatsanwalt für den Staat New York erhoben. Nun kündigt Eric Schneiderman seinen Rücktritt an.

 

Nachdem mehrere Frauen ihm Misshandlung vorgeworfen haben, hat der Attorney General des US-Bundesstaates New York seinen Rücktritt angekündigt. "In den vergangenen Stunden hat es ernste Vorwürfe - die ich vehement zurückweise - gegen mich gegeben", heißt es in einer Erklärung Eric Schneidermans. Die Vorwürfe hätten zwar nichts mit seiner Arbeit zu tun. Sie hinderten ihn jedoch daran, sein Amt gewissenhaft auszuüben. Er werde es deshalb am Abend des 8. Mai abgeben.

Schneiderman ist seit 2011 New Yorks Attorney General, in dieser Funktion übernimmt er Aufgaben eines Justizministers und eines Generalstaatsanwalts. Am Montag hatten ihn mehrere ehemalige Partnerinnen der Misshandlung beschuldigt. Die Frauen erhoben die Vorwürfe im Magazin "The New Yorker", Autoren des Artikels sind Jane Mayer und Ronan Farrow. Der Sohn von Mia Farrow und Woody Allen hatte maßgeblich zu den Enthüllungen um Harvey Weinstein beigetragen und dafür jüngst einen Pulitzer-Preis erhalten.

Vier Frauen warfen Schneiderman vor, sie geschlagen zu haben, zwei von ihnen werden in dem Artikel namentlich genannt: Michelle Manning Barish und Tanya Selvaratnam gaben an, Schneiderman habe sie mehrfach ohne ihre Einwilligung geschlagen, häufig im Bett und nachdem er Alkohol getrunken habe.

Sie hätten sich damals nicht an die Polizei gewandt, dafür aber an Freunde und Ärzte: Schneiderman habe ihnen hart gegen Ohren und ins Gesicht geschlagen und sie gewürgt. Sie sagten zudem, er habe ihnen damit gedroht, sie umzubringen, falls sie ihn verlassen sollten. Selvaratnam sagte auch, Schneiderman habe sie davor gewarnt, dass er sie verfolgen lassen oder ihr Telefon abhören lassen könne.

Barish war - mit Unterbrechungen - zwischen dem Sommer 2013 und Anfang 2015 in einer Beziehung mit Schneiderman; Selvaratnam zwischen dem Sommer 2016 und Herbst 2017. Beide Frauen gaben an, mit den Vorwürfen nun an die Öffentlichkeit zu gehen, um andere vor ähnlichen Erfahrungen zu bewahren.

Die zwei anderen Frauen wollten laut "New Yorker" aus Sorge vor den Konsequenzen nicht namentlich genannt werden. Sie werden als "Feministinnen in ihren Vierzigern" beschrieben, die in Manhattan leben. Eine der Frauen wirft Schneiderman ebenfalls vor, sie mehrfach ohne ihre Einwilligung physisch misshandelt zu haben. Die andere, eine Anwältin, gab an, Schneiderman habe ihr heftig ins Gesicht geschlagen, nachdem sie seine Avancen abgewiesen habe.

Schneiderman weist die Vorwürfe zurück

Schneiderman, 63 Jahre alt und Mitglied der US-Demokraten, ließ vor seiner Rücktrittserklärung über einen Sprecher mitteilten, er habe niemals Drohungen ausgesprochen. In einer Mitteilung Schneidermans an das Magazin heißt es, er habe an "Rollenspielen und anderen einvernehmlichen sexuellen Aktivitäten" teilgenommen. Er habe aber niemanden misshandelt.

Dem Artikel zufolge hat sich Schneiderman in den vergangenen Monaten einen Namen als Verfechter von Frauenrechten gemacht und jüngst mehrfach öffentlich die #MeToo-Bewegung unterstützt. Im Februar dieses Jahres reichte er Klage gegen Weinstein und dessen früheres Unternehmen wegen Verletzung der Bürgerrechte, Menschenrechte und des Arbeitsrechts ein. Am 1. Mai nahm er dem Bericht zufolge eine "Campions of Choice"-Auszeichnung für seinen Einsatz in Empfang und sagte bei der Dankesrede: "Wenn eine Frau keine Kontrolle über ihren Körper hat, dann kann sie nicht gleichberechtigt sein."

In dem Artikel wird nun Manning Barish mit den Worten zitiert: "Du kannst kein 'Champion of Women' sein, wenn du sie im Bett schlägst und würgst und ihnen sagst: 'You're a fucking whore.'"

Nur kurz nach Veröffentlichung des "New Yorker"-Artikels hatte es die ersten Reaktionen aus der Politik gegeben: Andrew Cuomo, Gouverneur von New York und Schneidermans Amtsvorgänger, forderte seinen Parteikollegen zum Rücktritt auf.

spiegel


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